Bericht Hörakademie – Der Beruf Hörakustiker

Der CIVN möchten seinen Mitgliedern im regelmäßig erscheinenden Newsletter immer mal wieder etwas Lesenswertes bieten und fragt hiermit an, ob Sie uns ein paar Fragen beantworten würden. Gerne können Sie uns auch einen netten Fließtext schreiben. Wir würden Ihre Antworten/Ihren Text dann im nächsten Newsletter einbauen. 

Wir haben uns Gedanken gemacht über die alternative CI-Anpassung und interessieren uns daher über die Ausbildungsinhalte einer Hörgeräteakustikerin bzw. eines Hörgeräteakustikers. 

Was sind die Voraussetzungen hierfür?

Um als Hörakustikerin oder Hörakustiker arbeiten zu dürfen ist eine abgeschlossene Berufsausbildung erforderlich. Die Berufsausbildung wird im dualen System durchgeführt. Das bedeutet für die Auszubildenden, dass sie den größten Teil der Ausbildung in einem Fachgeschäft für Hörakustik tätig sind und dabei die praktischen Arbeiten erlernen. Insgesamt achtmal besuchen sie für jeweils 4 Wochen die Berufsschule in Lübeck, außerdem gibt es noch drei Wochen „Überbetriebliche Ausbildung“, ebenfalls in Lübeck, wo man praktische Tätigkeiten kennenlernt, die nicht in jedem Betrieb stattfinden. Der „Campus Hörakustik“ in Lübeck ist also das Herz der Branche – jede Hörakustikerin und jeder Hörakustiker hat hier gelernt. 

Wie lange dauert die Ausbildung?

Die Ausbildung zum Hörgeräteakustiker/ zur Hörgeräteakustikerin dauert im Regelfall 3 Jahre und schließ mit dem Gesellbrief ab. Während der Ausbildung arbeiten die Auszubildenden im Betrieb und lernen dabei über 650 Stunden praktische und 540 Stunden theoretische Inhalte. An der Bundesoffenen Landesberufsschule für Hörakustiker und Hörakustikerinnen in Lübeck kommen während dieser drei Jahre im Blockunterricht noch 1.440 Stunden Theorie und an der Akademie für Hörakustik weitere 120 Stunden „überbetriebliche Lehrlingsunterweisung“ hinzu. Die Ausbildung wird durch die bestandene Gesellenprüfung abgeschlossen. 

Im Rahmen der handwerklichen Ausbildung ist der höchste Berufsabschluss der Meisterbrief. Um ihn zu erlangen, ist eine große Meisterprüfung erforderlich. Zur Vorbereitung auf diese Prüfung kann ein weiteres Ausbildungsjahr an der Akademie für Hörakustik mit nochmals 1.010 Stunden Theorie und 550 Stunden Praxis erfolgen oder ein berufsbegleitender Kurs besucht werden.

Der Meisterbrief ermöglicht es selbst Hörakustiker auszubilden, eine Filiale zu leiten, sich selbständig zu machen oder im Ausland zu arbeiten. Zusätzlich steht einem Meister der Titel Bachelor Professional zu.

Welche Themen/Schwerpunkte beinhaltet sie?

Zu dem Berufsbild gehören sehr unterschiedliche Kenntnisse und Fertigkeiten. Das ist gesetzlich in der „Verordnung über die Berufsausbildung zum Hörakustiker und zur Hörakustikerin“ geregelt. 

Hörakustiker oder Hörakustikerinnen begleiten Patienten und Patientinnen auf dem Weg zu einem besseren Hören. Um diesen Menschen hinsichtlich der Versorgungsmöglichkeiten mit Hörsystemen, Hörassistenzsystemen und Sonderversorgungen sowie Zubehör beraten zu können ist es erforderlich das individuelle Hörprofil zu bestimmen und zu beurteilen. Hierzu werden berufsspezifische audiologische und otoskopische Befunde erhoben und bewertet. Zusätzlich werden individuelle Hörerwartungen in die Beratung mit einbezogen. Aufgrund der erhobenen Daten werden im Anschluss Hörsysteme und Hörassistenzsysteme entsprechend dem individuellen Hörprofil angepasst und der Kunde in dieser Phase eng begleitet. 

Für eine optimale Passform und Sitz der unterschiedlichen Systeme werden dreidimensionale Abbilder des äußeren Ohres erstellt und danach Ohrpassstücke, sogenannte Otoplastiken, individuellen Gehörschutz und Sonderotoplastiken hergestellt.

Auch nach der Anpassung der Versorgung steht der Hörakustiker seinen Patienten mit Rat und Tat zur Seite. Patientinnen und Patienten werden betreut und Rehabilitationsmaßnahmen durchgeführt. Weiter werden Service- und Instandhaltungsmaßnahmen an Hörsystemen, Hörassistenzsystemen und Sonderversorgungen sowie Zubehör angeboten und die Geschäfts- und Abrechnungsprozesse des Hörakustik-Betriebes organisieren und verwaltet. 

In den Bereichen Tinnitus, implantierbare Hörsysteme und Pädaudiologie begleiten Hörakustiker die Patienten bzw. Kunden wegweisend und kompetent als Teil eines interdisziplinären Teams.

Die vielfältigen qualifizierten Tätigkeiten erfordern entsprechende fachliche Kenntnisse, beispielsweise im naturwissenschaftlichen, technischen, medizinischen und psycho-sozialen Bereich.

Welche Praktika sind während der Ausbildung vorgesehen?

Die Ausbildung im dualen System erfolgt an zwei Lernorten, dem Betrieb und der Berufsschule, und zeichnet sich durch lernortübergreifende Lernprozesse (Duales Lernen) aus. Die praktischen Inhalte der Ausbildung werden zum einen im Betrieb und zum anderen in der überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung vermittelt. 

Gibt es dort schon Berührungen mit dem CI oder überhaupt nicht?

Der Hörakustiker steht für alle Formen der Hörlösung und der dazugehörigen Hörsystemversorgung als Ansprechpartner zur Verfügung und begleiten ihre Kunden und Patienten wegweisend und kompetent. Wie viele der Kundinnen und Kunden mit einem CI oder einem implantierten Hörsystem versorgt sind ist von dem jeweiligen Betrieb abhängig.

Welche Möglichkeiten gibt es, im Anschluss an der Ausbildung eine Anstellung zu finden? Wo ist das in aller Regel?

Als Hörakustiker gibt es verschieden Möglichkeiten eine Anstellung zu finden. Klassischerweise wird in einem Fachgeschäft für Hörakustik gearbeitet. Als Meister kann der Weg der Selbstständigkeit beschritten und ein eigenes Fachgeschäft eröffnet werden. Weiter besteht die Möglichkeit, im Vertrieb, als Trainer oder im Forschungsbereich der Industrie zu arbeiten. Als weitere Alternative kann eine Anstellung in einer Klinik oder Rehaeinrichtung angestrebt werden. Und natürlich werden auch an der Berufsschule und an der Akademie für Hörakustik erfahrene Dozenten benötigt.

 

Sind verschiedene Abschlüsse möglich bzw. Spezialisierungen/Fortbildungen, um auch (später) ein CI-einstellen/anpassen zu können?

Der Beruf des Hörakustikers bietet vielfältige Möglichkeiten zur Fort- und Weiterbildung und Vertiefung. Als Hörakustikermeister dürfen prinzipiell alle Tätigkeiten in Verbindung mit Hörsystemen durchgeführt werden – egal ob abnehmbar oder implantiert. Trotzdem besuchen Hörakustiker, die sich auf besondere Fälle spezialisieren, vertiefende Weiterbildungen. So besteht die Möglichkeit, sich im Bereich Pädakustik (Hörsysteme für Kinder), Audiotherapie, Tinnitus- oder Implantat-Versorgung weiterzubilden.

Als Geselle besteht außerdem die Möglichkeit, den Studiengang Bachelor of Science Hörakustik an der Technischen Hochschule Lübeck zu absolvieren. 

Ich freue mich auf Ihre Antworten bzw. Ihren Bericht. Gerne können Sie weitere/zusätzliche Aspekte aufnehmen, die interessant erscheinen. 

Viele Grüße

Anita Geisler