Inklusion im Museum? Das gibt es wirklich in Hildesheim! 

 „SEUCHEN – Fluch der Vergangenheit, Bedrohung der Zukunft“  

Ehrlich, viele von uns werden jetzt sagen, das Wort Seuchen kann ich nicht mehr hören. Trotzdem hat sich unsere Selbsthilfegruppe für cochleaimplantierte und hörgeschädigte Menschen im Raum Hildesheim sehr auf den 29.01.2022 gefreut. Lange konnte man sich gar nicht treffen, dann war der Termin im Museum aufgrund der Pandemie auch wieder fraglich. Es klappte und es war viel interessanter als wir uns das gedacht hatten. 

Pünktlich wurden die Empfänger unserer FM-Anlage an die 15 Teilnehmer/innen verteilt und unsere Kursleiterin Frau Kruse (Museumspädagogin) konnte nach einem kurzen Soundcheck die 2-stündige Führung beginnen.

Wir erfuhren, dass das Thema Seuchen schon so alt ist wie die Menschheit selbst. 

An den Seuchen wie der Pest, der Cholera, den Pocken, der Ebola, AIDS und den vielen Grippearten, sind mehr Menschen gestorben, als in allen Kriegen der Welt zusammen. 

Neben Robert Koch und Paul Ehrlich gab es sehr viele berühmte Virologen, Ärzte und Forscher, die zur Bekämpfung oder sogar Ausrottung dieser Krankheiten beitrugen. So kann man zu vielen Persönlichkeiten im Museum die Lebensgeschichte oder sogar deren Originalarbeitsplatz ansehen. Was uns auch sehr beeindruckt hat, war der Nachbau des anatomischen Theaters, in dem der Arzt und Chirurgen Andreas Vesal, ab 1540 n. Chr. öffentlich Sektionen (Leichenschauen) für Studenten durchführte. Das war der Anfang moderner Anatomie um die Zusammenhänge im Körper besser verstehen zu können. In diesem aus Holz nachgebautem Theater, steht in Hildesheim ein elektronischer Sektionstisch. Dort konnten wir quasi wie am PC den menschlichen Körper scheibchenweise zerlegen (nur wer wollte). Auch ein „gläserner menschlicher Körper“ steht bereit, um ihn per Tastendruck erklärt zu bekommen. Unheimlich war auch das begehbare HIV-Virus. Dann erfuhren wir auch viele Details über frühere mittelalterliche Behandlungsarten der Seuchen. 

1830 n. Chr. wurde die „Eiserne Lunge“ erfunden, um dann ab 1850 die vielen Kinder und Erwachsenen zu beherbergen, die an Kinderlähmung erkrankten und nicht mehr selbstständig atmen konnten. In dieser Maschine wurde die Lunge durch Über- und Unterdruck zum Arbeiten gebracht. Einige Patienten lagen ihr ganzes Leben in dieser Maschine. Es gibt wohl heute immer noch Menschen, die sich weigern, diese Maschine (Ihr Zuhause) zu verlassen. Da war dann der Anblick einer Intensivstation der Medizinischen Hochschule Hannover doch beruhigend und wir waren froh im 21. Jahrhundert zu leben.

In dieser weltgrößten Ausstellung zu dem Thema, konnten wir aufgrund der begrenzten Zeit nur einen Teil der Ausstellung sehen. Allerdings berechtigt der Eintrittspreis dazu, nach der Führung alles noch einmal ganz in Ruhe anzusehen. 

Unser Besuch klang dann mit einem gemütlichen Kaffee und Kuchen im Cafe dem „Nil“ aus.

Wenn ihr jetzt Lust auf diese Ausstellung bekommen habt, dann könnt ihr Euch gerne unten direkt mit Eurer Gruppe anmelden. Gerne übernehme ich aber auch eine erneute Führung mit unserer FM-Anlage. Bei Interesse einfach eine Mail an: michael.gress@civ-nord.de   senden.

Unser Dank gilt Frau Kruse, die mit ihrer sehr deutlichen Aussprache uns hat die Führung zum Vergnügen werden lassen. Sie organisiert nicht nur für hörgeschädigte Menschen Führungen, sondern auch für sehbehinderte und erblindete Menschen bzw. gehörlose Menschen. Ebenfalls gibt es Führungen in einfacher Sprache.

Die Führungen sind auf maximal 15 Teilnehmer begrenzt und kosten 3 € zzgl. 8 € Eintritt in die Ausstellung. Für alle Termine ist eine Anmeldung erforderlich, telefonisch unter 05121 9369-20 oder per E-Mail unter buchungen@rpmuseum.de. “ www.rpmuseum.de

Michael Gress

Bilder: Copyright Ute Gress