„Begleitmusik“ – Eine Teilnehmerin der Selbsthilfegruppe Bremen findet ein Fazit

Begleitmusik: die ist für CI-Träger, aber nicht nur für die oft sehr störend oder auch kontraproduktiv – und es gibt sie eigentlich tagesbegleitend beim Einkaufen bis hin zu fast jedem Fernsehprogramm, Filmen etc. 

Wenn man Begleitmusik auf ihre Funktion anschaut, dann kann man sagen, dass sie uns ständig begleitet und eigentlich erfreuen soll, und da komme ich auf die Idee, dass ich mich durchaus als jedoch positive „Begleitmusik“ für meinen Ehemann empfinde, der seit Dezember 2022 einseitig CI-implantiert ist. 

Die Schwerhörigkeit meines Mannes war eine große Belastung für unser Leben, insbesondere wurde es zunehmend schwierig, gesellschaftliche Kontakte gemeinsam zu pflegen. Und das zu akzeptieren fällt – glaube ich – nicht nur mir als Angehörige/r nicht ganz leicht. 

Schon vor der Operation in Hannover (MHH) hatte mein Mann von der Selbsthilfegruppe für CI-Träger in Bremen gehört und sich tatsächlich getraut, an einem Treffen teilzunehmen. Er kam beeindruckt zurück, dort auf Schicksalsgenossen zu treffen, die von ihren Erfahrungen sprachen und zu seinem großen Erstaunen in der Runde viel verstanden, das war ein großer Motivationsschub, die Operation auch zu wagen. 

Nach erfolgreicher Operation wurden die Selbsthilfegruppentreffen dann zu einem festen Bestandteil unseres Terminkalenders, nach Absprache mit dem „leitenden Viererrat“ der Gruppe wurde mir signalisiert, auch ich als Angehörige sei willkommen. 

Das war für mich ein großer Gewinn. Durch die Gespräche, den Erfahrungsaustausch, der wichtiger Bestandteil der Treffen ist, habe ich sehr viel über die vielfältigen Probleme der Betroffenen gelernt, z. B., dass Implantierte nur aktiv und nicht mehr passiv hören können, 

und was das für Implantierte bedeutet. Die Erschöpfung meines Mannes nach großen Gesprächsrunden erklärte sich mir. Auch wurde mir bewusst, dass bei jedem CI-Patienten die Entwicklung nach der OP anders ist, man also nicht sich vorstellen darf, nach der OP wird in absehbarer Zeit alles gut – d. h., der Partner erlangt auf jeden Fall wieder die Hörfähigkeit, die man sich als Partner wünscht oder vorstellt. 

Auch als Angehöriger eines Schwerhörigen ist man ständig herausgefordert, (deshalb Begleitmusik), zwar treten Gewöhnungseffekte ein, es gibt trotzdem im Alltag immer wieder Situationen, wo ich nicht ausreichend die Hörbeeinträchtigung berücksichtige oder schlicht und einfach auch mal ungeduldig werde. 

Und da fühlt man sich als Angehöriger ziemlich allein gelassen, denn die Erfahrung mit einem CI-Implantierten kann man ja im Freundes-oder Familienkreis nur in den seltensten Fällen teilen. Den Austausch kann ich nun in der Selbsthilfegruppe mit anderen Angehörigen pflegen, was mir sehr hilft und auch wieder das Verständnis für die Betroffenen stärkt. Aber man muss als Angehöriger auch lernen, für sich selbst Grenzen zu ziehen und die Schwerhörigkeit des Partners nicht das eigene Leben vollständig bestimmen zu lassen. Wie andere das schaffen, erfahre ich in der Selbsthilfegruppe und auch das tut der Paarbeziehung durchaus gut. 

Das Fazit ist für mich rundum positiv, ich lerne viel und finde verständnisvolle Gesprächspartner, mehr kann man von einer Selbsthilfegruppe wohl kaum erwarten.