Frauke Bürger: Mein Weg zum CI
1970, meine Eltern wurden mit einer Zwillingsgeburt überrascht. Vorsorgeuntersuchungen
entsprachen nicht den heutigen Standards. Als ungeplante Zweitgeborene, hatte ich dennoch noch
großes Glück. Im Vergleich zu meiner normal hörenden Zwillingsschwester wurde schnell allen
klar, dass mit mir etwas nicht stimmte: Vom Sauerstoffmangel unter der Geburt trug ich „nur“ einen
massiven Hörschaden davon.
Meine Mutter war schon früh mit mir unterwegs, um den Hörschaden diagnostizieren zu lassen,
aber vergebens. Bei diversen Hörtests musste ich Klötze, etc. bewegen, dass passte wohl in deren
“Hörschema”. Immer wieder die Antwort: “Ihr Kind hört, was wollen sie denn?” Meine Mutter
blieb hartnäckig, als ca. 1975/76 die hochgradige Schwerhörigkeit festgestellt wurde.
Schule
Endlich wurde ich beidseits mit Hörgeräten versorgt, bekam Sprachunterricht. Das Jahr vor der
Einschulung war ich in der Vorschule in der nächsten Kreisstadt. Für meine Mutter hieß das: jeden
Tag 25 km dorthin zu fahren, den Vormittag dort zu verbringen und wieder nach Hause.
Kurz vor meinem 7. Geburtstag wurde ich in eine Regelgrundschule in unserer Nachbarschaft
eingeschult. Mit meiner Schwester an meiner Seite haben wir 13 Jahre jede Unterrichtsstunde
gemeinsam verbracht. Das Nichtverstandene wurde zu Hause aufgearbeitet. Meine Schwester war
deutlich besser in der Schule, was meiner Mutter und mir manchmal weh tat. Ich hatte doch so viel
getan,….1990 hielten wir glücklich unsere Abiturzeugnisse in der Händen.
Ausbildung
Hier trennten sich unsere Wege. Für eine Krankenpflegeausbildung verließ ich die Heimat, meine
Schwester blieb zu Hause und machte eine Banklehre. Meine Ausbildung war hörtechnisch eine
Herausforderung, aber ich hatte immer tolle Kollegen an meiner Seite. Telefonieren (ich hasse es
noch heute) musste ich nur, wenn es sich nicht vermeiden ließ und dann mit Hörverstärker, den ich
in meiner Kitteltasche dabei hatte.
Die Ausbildung beendete ich trotz meiner Schwierigkeiten mit gutem Erfolg und übe den Beruf
auch heute noch gerne als HNO-Schwester in Hannover aus. Teils noch mit den gleichen Kollegen
von damals. Sie unterstützen mich zu 100% in meiner Hörbehinderung. Seid der Geburt unser
Tochter arbeite ich Teilzeit, vorwiegend im Nachtdienst. Die Station beinhaltet 4
Überwachungsplätze, so dass wir nachts zu zweit arbeiten. Der Nachtdienst erwies sich aufgrund
des Hörstress im Tagesbetrieb als ideale Lösung für mich und ich liebe diese Arbeitszeit.
CI-Implantation
2012 erfuhr ich das erste Mal etwas von und über Cochlearimplantate. Für mich damals noch keine
Option, ich hörte meiner Meinung nach genug mit den HG. Ich wusste als Krankenschwester auch
um die möglichen Risiken einer OP. Zu diesem Zeitpunkt wollte ich meine 12(!) Jahre alten,
analogen HG durch moderne, digitale ersetzen.