Eingerahmt in ein interessantes und kulinarisch vorzügliches Beiprogramm standen u.a. Wahlen auf der Tagesordnung – von 186 Vereinsmitgliedern fanden glücklicherweise 11 den Weg ins „Alte Stahlwerk“, so dass wir beschlussfähig waren. Aber von vorne !
Schon am späten Vormittag versammelte sich ein sehr kleines Häufchen Museums-Interessierte um unseren Kassenwart Ulrich Stenzel am Bahnhof. Er führte uns zielstrebig durchs Städtchen zum Textilmuseum Tuch+Technik, einen großen hellen Anbau der Stadthalle. Dort gesellte sich der gebuchte Museumsguide dazu, der sich geduldig den Zweck des Senders unserer FM-Anlage erklären und ihn sich umhängen ließ. Wir wurden mit Empfängern versorgt, und es konnte losgehen. Gut gelaunt und kompetent und bereit, jede noch so abschweifende Frage sehr gerne zu beantworten, führte er uns dann durch die Geschichte der Tuchherstellung. Wir durften selbst einen Wollfaden drehen, ihm zuschauen, wie er die Exponate bediente und sehen wie rasch, die Webstühle mit den Jahrhunderten größer und effektiver wurden. Schließlich durften wir erleben, dass ein ehemaliger Mitarbeiter in der Tuchherstellung den von Monsieur Jacquard erfundenen sehr großen, noch völlig mechanisch funktionierenden, Jacquard-Webstuhl in Gang setzte. Lochkarten sorgten dafür, dass das feine Muster in mehreren Farben, für mich wie von Zauberhand, gewebt werden konnte. Als der Herr am Webstuhl mitbekam, dass wir hörgeschädigt sind, sagte er, dass viele der Arbeiter an den später elektrischen Web-Maschinen ebenfalls Hörprobleme bekamen wegen dem immensen Lärm, er sei auch schwerhörig. Da Ulrich mit einem Blick auf die Uhr unseren Rundgang an dieser Stelle abbrechen musste, verpassten wir diesen Teil der Ausstellung. Wir wurden herzlich eingeladen, zum jährlich stattfindenden Webermarkt am 14.Oktober zu kommen um dann die Maschinen in Aktion zu erleben.
Im Alten Stahlwerk angekommen – einem modernen „Business und Lifestyle Hotel“ mit Einrichtungselementen aus den Fabrikhallen – war unser heller Tagungsraum bereits vorbereitet, die beiden Schriftdolmetscherinnen saßen bereit, und wir 11 Mitglieder und eine Gastteilnehmerin konnten mit der Versammlung beginnen.
Nach der Begrüßung durch Matthias Schulz und Michaela Korte leitete diese anschließend die Sitzung mit leichter Hand. Im Bericht des Vorstandes erfuhren wir, dass im Jahr 2019 viele Aktionen und Sitzungen auf dem Programm standen, u.a. fand ein SHG-Leiterseminar in Hannover im CIC statt, und als Highlight wurde nach Braunschweig eingeladen zum Mitgliederausflug mit Floßfahrt auf der Oker. In 2020 dann waren die meisten Treffen online, und die geplante Fachtagung in Hamburg musste aus bekannten Gründen verschoben werden. Aber vieles wurde trotz der Coronapandemie weitergedacht und erarbeitet, z.B. bekamen wir Selbsthilfegruppenleiter hilfreiche Formulare zur Verfügung gestellt. Kurz erwähnt wurde dann auch, was in diesem Jahr 2021 bereits stattgefunden hat, u.a. die sehr gute nachgeholte Fachtagung in Hamburg, der Mitgliederausflug in Hagenbecks Tierpark und ein Selbsthilfegruppenleiterseminar in Schleswig. Ulrich Stenzel als Kassenwart zeigte uns, dass die Finanzen des Vereins solide aufgestellt sind, was die Kassenprüferinnen bestätigten.
Nun kam es zu den Neuwahlen des Vorstandes. Matthias Schulz bekräftigte, dass er nicht wieder als Vorsitzender zur Wahl stehen würde. Dr. Elmar Haake erklärte sich bereit zu kandidieren und wurde quasi einstimmig mit zwei Enthaltungen (Wahlleiter und E. Haake) gewählt. Michaela Korte als zweite Vorsitzende, Ulrich Stenzel als Kassenwart und Michael Gress als Schriftführer wurden ebenso quasi einstimmig wiedergewählt. Es gab Applaus für den scheidenden Vorsitzenden Matthias Schulz und von ihm ein dickes Dankeschön an den Vorstand, bei Michaela Korte flossen ein paar Tränen. Sie betonte, wie gut diese Jahre der Zusammenarbeit gewesen sind. Vielleicht wird Matthias als Beisitzer weiterhin mit dabei sein, als Präsidiumsmitglied der DCIG bleibt er darüber hinaus natürlich sehr aktiv.
Unter dem Tagesordnungspunkt Sonstiges kam das wichtige Thema des geplanten Hör-Dachverbands von DCIG und DSB zur Sprache. Vieles ist noch ungeklärt und sorgt für Diskussionen, u.a. weil beide Verbände völlig unterschiedlich aufgestellt sind. Andererseits steigen die Mitgliederzahlen der DCIG (ca. 2500), während die des DSB sinken (ca. 3000). Ein Zusammengehen der Verbände wird den lautsprachlich orientierten Hörgeschädigten eine dringend notwendige gemeinsame Stimme verleihen. Dabei sollte klar sein, dass zukünftig verfügbare Fördermittel weiterhin an die DCIG und den DSB fließen müssen. Das Credo der Anwesenden: Wir wollen “weiterkommen in neuen Schuhen“ und stehen der Sache positiv gegenüber.
Zu guter Letzt stellten Michael Gress und Elmar Haake die Neugestaltung der Webseite des CIV-Nord vor, die die Firma ahrensmedia zu 2022 durchführt. Es wird darauf geachtet, dass sie einfach und gut zu lesen ist, auch für Sehbehinderte.
Trotz einer zwischenzeitlichen Kaffeepause hatten wir nun am Ende der Sitzung Energiebedarf und besetzten im großen Restaurant einen langen Tisch an der Wand. Am überreichlichen kalten und warmen Buffet bedienten wir uns ausgiebig und saßen noch lange zusammen, bis sich dann die Hamburger, Bremer und Schleswig-Holsteiner auf den Weg nach Hause machten. Wir Niedersachsen tranken noch etwas zusammen und übernachteten im Hotel.
Es war ein langer ereignisreicher Tag – vielen Dank für die tolle Organisation und alles Gute dem neuen Vorstand!
Christine Oldenburg, Rotenburg/Wümme