Michaela Korte, die Leiterin der Selbsthilfegruppe für Patienten mit Cochlea Implantat in Kappeln berichtet
Ein Cochlea-Implantat (CI) überträgt Audiosignale an das Gehirn und kann so stark hörgeschädigten und tauben Menschen beim Hören helfen. Aber es ist mehr als ein elektronisches Gerät: Es gibt den Betroffenen die Möglichkeit, wieder mitten im Leben zu stehen. Das CI bringt viele Vorteile mit sich, doch aller Anfang ist schwer und der Umgang mit dem Implantat muss oftmals erst erlernt werden.
Wie hat das Cochlea-Implantat das Leben der Betroffenen verändert?
Das kommt immer auf die Ausgangssituation des Betroffenen an. Es gibt Menschen, die von Geburt an schwerhörig sind und Menschen, bei denen sich das Hörvermögen erst im Laufe des Lebens verschlechtert. Je nachdem erfordert das Cochlea Implantat mehr oder weniger persönlichen Einsatz. Das Hören damit muss trainiert werden. Denn mit dem CI werden die Eindrücke künstlich erzeugt, weswegen Betroffene nie so hören werden wie mit dem natürlichen Gehör. In den meisten Fällen ist das CI aber eine große Bereicherung. Es ermöglicht den Menschen, an der ganz alltäglichen Kommunikation teilzunehmen. So können sie ein normales Arbeits- und Familienleben führen.
Wie viel Zeit brauchen Patienten in der Regel, um sich an das Implantat zu gewöhnen?
Auch das ist wieder patientenindividuell und hängt von der Vorgeschichte ab. Wenn jemand erst spät ertaubt ist, hat er im Kindesalter ganz normal Sprechen gelernt. Da kann von einem – in Anführungsstrichen – zügigen Erfolg ausgegangen werden. Doch selbst dann muss der Betroffene mit einer Eingewöhnungszeit von im besten Fall sechs Monaten bis drei Jahren oder sogar noch länger rechnen. Frühertaubte, die nie die Sprache richtig erlenen konnten, weil sie etwa ab dem Babyalter schon schlecht gehört haben, lernen oft ihr Leben lang. Leider sind auch der Technik Grenzen gesetzt. Es wird immer Einschränkungen für Menschen mit CI geben, aber sehr viel kann erreicht werden, indem konsequent trainiert wird und immer eine Bereitschaft zu Lernen vorhanden ist.
In den meisten Fällen ist das CI eine große Bereicherung. Es ermöglicht den Menschen, an der ganz alltäglichen Kommunikation teilzunehmen.
Welche Angebote für Teilnehmer bieten Sie neben den Gruppentreffen an?
Wir machen viel Hörtraining gemeinsam wie die so genannte „Kommunikation im Störschall“, die wir einmal im Jahr machen. Dazu begeben wir uns in die geräuschvolle Außenwelt mit all ihren Tönen wie Straßenlärm und Gesprächen von Passanten. Unter diesen beschwerten Bedingungen trainieren wir das Hören und den Umgang mit der Technik. Das ist Echtzeittraining im normalen Leben: Sobald wir vor die Haustür treten, haben wir den ersten „Störschall“. Wir machen zusammen Besuche in die Stadt, absichtlich dorthin, wo es laut ist. Die Betroffenen sind auf sich gestellt und müssen sich voll auf Ihre Ohren verlassen. Ein Beispiel für unser Training ist ein Restaurantbesuch oder die Teilnahme an einer Führung. Alle versuchen, von dem Vorgetragenem so viel mitzubekommen wie möglich. In einer Nachbereitung tauschen wir uns darüber aus, welche Techniken geholfen haben, das Gesagte besser zu verstehen.
Das wichtigste ist, verständnisvoll zu sein. Angehörige müssen wissen, dass eine Hörschädigung oftmals auch eine extreme psychische Belastung bedeutet.
Was können Angehörige tun, um den Betroffenen im Alltag zu unterstützen?
Die Angehörigen können lernen, wie die Kommunikation mit der hörgeschädigten Person am besten erfolgt und auf dessen Bedürfnisse einzugehen. Auch können Sie dem Betroffenen helfen, indem sie Hörtraining mit ihm machen. Das wichtigste ist aber, verständnisvoll zu sein. Angehörige müssen wissen, dass eine Hörschädigung oftmals auch eine extreme psychische Belastung bedeutet. Oft ist es schwer für damit umzugehen, vor allem wenn jemand gesund war und plötzlich durch einen Unfall oder Krankheit hörgeschädigt ist. Die neue belastende Situation kann oftmals auch zu Konflikten führen. Der Austausch mit anderen Angehörigen hilft hierbei. Deshalb sind sie herzlich zu unseren Treffen eingeladen. Die CI-Selbsthilfegruppe Kappeln trifft sich jeden zweiten Dienstag in den Monaten Januar, März, Mai, Juli, September und November im Begegnungszentrum Kappeln.
Kontakt
Michaela Korte
CI-Selbsthilfegruppe Kappeln
Ellenberger Str. 27
24376 Kappeln
Tel. 04644/671
E-Mail: ci-kappeln-beratung@gmx.de