Eindrücke von der Fachtagung des CIV Nord und der DCIG in Hamburg

Nein, hier wird nicht die Tagung resümiert. Hier will ein Nordlicht einige Eindrücke wiedergeben. Mit einjähriger Verspätung wurde Ende Oktober (29.-30.10.2021) die DCIG-Fachtagung in Hamburg abgehalten. Sie wurde gemeinsam mit dem CIV Nord organisiert. Und es hat sich gelohnt.

Alle konnten sich treffen und sogar komplett sehen. Aufgrund der strengen 2G-Regel hatten nur Geimpfte und Genesene Zutritt. Und im Tagungsbereich der Katholischen Akademie durften die Masken fallen. Das war schon ziemlich ungewohnt. Und schön. Nicht minder schön war der Strauß an Vorträgen, die an den zwei Tagen den rund 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmern dargeboten wurden. Mit dem CI durchs Leben – Veränderungen | Umbrüche | Wandel war das Thema. Nun begannen wir nicht mit der Geburt, sondern mit Grußworten von dem bekannten medienpräsenten Arzt Eckart von Hirschhausen und Jürgen Dusel, dem Beauftragten für die Menschen mit Behinderungen. Ein Vortrag vom bayrischen Politiker Günther Beckmann über seinen Weg in die Schwerhörigkeit und zum CI rundete den Einstieg ab.

Fachleute und Menschen mit Hörbeeinträchtigung gaben zu den verschiedenen Aspekten im Lebenslauf Einblicke. Der Bogen wurde von der Einschulung über Ausbildung und Studium zum Berufsleben und Ruhestand geschlagen. So wurden Forschungsergebnisse zu Schülerinnen und Schülern, die von der Regelschule auf eine Spezialschule gewechselt waren, vorgestellt und deutlich gemacht, dass sie den Wechsel nicht nur negativ sahen, sondern auch als Chance zu leichterem Lernen und Sozialisation mit anderen Hörbehinderten. Das war auch der rote Faden, der sich durch alle Beiträge zog: Wie einfach oder wie schwer ist es, sich mit seiner Umwelt zu verständigen, seinen Weg zu finden und selber mit allen Stärken und Schwächen gesehen zu werden? Und wer kann dabei unterstützen? Und das war das große Plus bei dieser Tagung. Es wurde nie langweilig, weil die Rednerinnen und Redner verständlich und engagiert ihre Ergebnisse und Positionen vortrugen. Die Zeit reichte selten für die anschließenden Wortmeldungen.

Allen Anwesenden wurde wieder deutlich, dass die Technik sehr viel erleichtern kann, aber es letztlich doch darauf ankommt, dass die Menschen sich gegenseitig wahrnehmen und Unterstützung geben, wo sie gebraucht wird.

Aber auch der Kurzweil kam nicht zu Kurz. Am Abend der Begegnung würzte der gehörlose Pantomime JOMI den Austausch mit Einlagen, die er teilweise mit Menschen aus dem Publikum vorführte. Und überhaupt hatte die Leitung Mühe, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer rechtzeitig aus den Pausen in den Hörsaal zurückzuscheuchen, denn im Foyer warteten neben Stärkungen auch Infostände von Firmen zu CI und anderen Hilfsmitteln, aber auch das Wiedersehen mit Bekannten und Freunden. Und sehen und erkennen konnte man sich tatsächlich, weil die Masken fallen durften.

Es war eine gelungene Veranstaltung, bei der deutlich wurde, dass eine Präsenz-Veranstaltung in diesem Format so viel mehr bringt. Und Schwung mitgibt für den Alltag!

Ulrich Stenzel, CIV Nord, Kiel