Zoom Online Lesung des CIVN e.V. mit Ilka Dick am 05.06.21

„Tod zwischen den Meeren“ der zweite Kriminalroman mit Marlene Louven die aufbricht zu einer dramatischen Mörderjagt zwischen Nord und Ostsee.

Selbstvertrauen, welches Marlene Louven nach ihrer Ertaubung und der Implantation von Cochlea Implantaten zurückgewonnen hat gibt ihr den Mut und lässt Sie voll einsteigen in die Ermittlungen um einen mysteriösen Vermisstenfall auf Amrum. 

Mitglieder und Freunde des CIVN trafen sich am 5.6 vor dem Bildschirm um Auszügen aus dem Krimi zu lauschen, welche auch mit Hilfe von der Schriftdolmetscherin Sandra Kanschat in Schrift festgehalten wurden, so dass jeder die Möglichkeit hatte mitzulesen.

Fragen und Hintergrundinformationen konnten die Teilnehmer im Anschluss loswerden, Ilka Dick gab gerne Auskunft über die Entstehung und den Hintergrund ihrer Bücher. 

Wir hatten alle einen sehr unterhaltsamen Nachmittag, der viel zu schnell verging.

Danke an Ilka Dick und Sandra Kanschat

 

“Der stille Koog” von Ilka Dick – eine Rezension von Ulrich Stenzel

Regionalkrimis sind schwierig zu besprechen. Bei allem wünschenwerten Lokalkolorit weisen sie große Qualitätsunterschiede auf. Wird die Handlung stimmig erzählt, sind die Handlungsstränge geschickt miteinander verknüpft, wirken die Personen wie Holzfiguren oder werden sie plastisch beschrieben? Der hier anzuzeigende Kriminalroman weckt Aufmerksamkeit, weil die zentrale Figur, die Kriminalkommissarin Marlene Louven, nach einer Erkrankung ertaubte und jetzt zwei CIs trägt. Damit wird gleich auf den ersten Seiten der Takt angeschlagen. Herauskatapultiert aus dem vertrauten Hören muss sie sich mit dem Nichthören und dem Hören mit CI herumschlagen. Diese besondere Note macht den Krimi reizvoll. Schon allein aus dem Grund greift man neugierig zu dem Krimi und verschenkt ihn gerne in seine Umgebung. Doch diese Figur alleine rechtfertigt nicht, von einem besonderen Krimi zu sprechen. Die Qualität muss stimmen.

In dem Krimi ist Louven nicht im Dienst. Sie ist wegen ihrer Ertaubung vorerst dienstunfähig. Um nicht einfach Trübsal zu blasen, fährt sie zu ihrer Schwester an die Westküste. Prompt gerät sie in einen Mordfall, was nicht erstaunt. Schließlich ist der Krimi der rote Faden, der durch das Buch führt. Die Hör- oder Nichthörerlebnisse von Marlene Louven werden drumherum gestrickt. Sie kämpft mit ihrer Ertaubung, sie muss sich an das CI gewöhnen, mit dem die Musik sich so anders scheußlich anhört. Und überdies hört sie mit dem CI nicht optimal. Eindrücklich führt die Verfasserin den Lesern das vor Auge, wenn sie die gesprochene Sprache so darstellt, wie sie bei Louven ankommt, z.B.: „Sprechen wegen….kam keiner…Tür…brannte ja Licht…“ Louven müht sich ab, aus dem wenigen Gehörten eine sinnvolle Aussage zu machen. Sie scheitert immer wieder. Nicht aufgeben heißt hier die Devise. Sie schafft es auch dank ihrer Schwester und einigen anderen Personen, die ihr Verständnis entgegenbringt. Mangelndes Verständnis von anderen wird auch geschildert. Kurzum, Marlene Louven durchläuft alle Phasen der Freude und der Verzweiflung.

Die Lösung des Kriminalfalls ergibt sich am Ende. Eine Lösung für das Hören ergibt sich nicht. So wird ein Happy End vermieden, das völlig unrealistisch wäre. Das ist das Charmante an dem Krimi: er ist flott und gut erzählt, die Handlungsstränge passen zusammen. Und die Personen repräsentieren zwar bestimmte Typen, sind aber nicht holzschnittartig in die Landschaft gestellt. Der Leser bleibt dran und wünscht sich vielleicht mehr Informatonen zur Hörsituation von Louven. Aber das ist die Frage, wieviel CI-Hören und wieviel Krimi die gute Mischung ausmachen.

Kurzum, es lohnt sich. Ich selber habe ihn einige Male verschenkt. Auch solche, die nicht unbedingt zu Regionalkrimis greifen, weil sie oft schlecht geschrieben sind, waren von dem Krimi „Der stille Koog“ angetan.

Ilka Dick, Der stille Koog. Küsten Krimi. Köln : Emons Verlag, 2019. ISBN 978-3-7408-0503-6

Taub und Voodoo verstehen?

Von Michael Gress

Vor dem Besuch des Roemer- und Pelizaeus-Museums (RPM) in Hildesheim hatte wohl niemand von der Selbsthilfegruppe für Cochlea-Implantierte und hörgeschädigte Menschen im Großraum Hildesheim daran geglaubt. Deshalb legte sich am 3. November vor dem RPM-Eingang eine gewisse Spannung über die 19 Teilnehmer. Zum 10-jährigen Bestehen der Selbsthilfegruppe sollte es etwas Besonderes sein. Voodoo, viel Geheimes und Zauber? Kurz vor 15.00 Uhr wurde es dann spannend. Michael Gress, Leiter der Selbsthilfegruppe, verteilt die Empfänger der mobilen FM-Anlage (Funk-Übertragungsanlage), um Voodoo auch akustisch besser verstehen zu können.

Menschen mit Hörgeräten oder Cochlea-Implantaten stehen bei solchen Veranstaltungen normalerweise vor Höchstleistungen. Große hallende Räume, extreme Nebengeräusche und dazu die leise und schnell sprechende Stimme eines Sprechers. Das hält viele Menschen mit Hörschädigung von einem Museumsbesuch ab.

Bis dann Julia Kruse (Inklusionsbeauftragte des RPM) die Gruppe begrüßte. Sie hängte sich den Sender der FM-Anlage um und war ab sofort mit den Teilnehmern der Gruppe direkt über das Hörgerät, das CI oder einen normalen Kopfhörer verbunden. Mit ihrer ruhigen, klaren und wohlklingenden Stimme und ihrer sehr deutlichen Aussprache, war es für alle Teilnehmer ein Hochgenuss ihr zu lauschen.

Ihr fundiertes Wissen über Voodoo, von der Entstehung bis zur heutigen Zeit, von Priestern, Puppen, Zombies und Geheimbündnissen, brachte Frau Kruse sehr verständlich nahe. Etwa 60 Millionen Menschen fühlen sich noch heute dieser Religion zugehörig.

Mehr wollen wir über Voodoo nun nicht verraten. Wer von euch das einmal live erleben möchte, der hat am 7. März 2020 im RPM Hildesheim, mit unserer FM-Anlage, bei einer Sonderführung für Hörgeschädigte dazu Gelegenheit. Es wird ebenfalls in Gebärdensprache übersetzt.

Kontakt und Infos gerne per E-Mail oder über diese Plattform.

Unser herzlicher Dank gilt Frau Kruse und dem RPM für die gelungene Führung!

Wir wollen auch danken der AOK Niedersachsen, der Diakonie Himmelsthür (Aktion Mensch) und der Johannishofstiftung Hildesheim, die unsere Anlage finanziert und damit zur leichteren Kommunikation für Hörgeschädigte beigetragen haben.

Interview Michael Gress (Schriftführer)

Eckdaten zu Deiner Person z. B. Beruf, Hörstatus, Ehrenamt, Hobbys was Dir sonst wichtig ist…

…geboren bin ich 1962 im wunderschönen Hildesheim. Beruflich war ich 22 Jahre als Bankfachwirt bei einer großen Bausparkasse in Stuttgart tätig. Als langjähriger Vertrauensmann der Schwerbehinderten machte mir es dort sehr viel Freude, Probleme der Kolleginnen und Kollegen mit Vorgesetzten und Behörden zu beheben. Deswegen war es für mich nach der CI-Versorgung 2010 und 2012 selbstverständlich in der Selbsthilfe tätig zu werden. So kam es dann auch, dass ich 2017 die Hildesheimer Ci-Gruppe übernahm. Privat bin ich verheiratet, wir haben 3 erwachsene Söhne und 2 Hunde, die sich hoffentlich bei uns wohl fühlen. Natur und Tiere sind für mich ein wichtiger Bestandteil des Lebens.

Wenn Du eine berühmte Persönlichkeit (egal ob lebendig oder Tod) treffen dürftest, wer wäre es und warum?

Rheinhold Messner (Bergsteiger): Er ist für mich ein Vorbild für Willensstärke, Ausdauer und Teamfähigkeit

Wenn Du eine Sache auf der Welt verändern dürftest, was wäre das und warum?

Hunger und Krieg dürfte es nicht geben. Ein friedliches Zusammenleben aller Menschen, egal welcher Religion und Hautfarbe, wäre ein Grundlage dafür, dass kein Mensch auf diesem Planeten Hungern müsste.

Auf was könntest Du in diesem Leben nicht verzichten?

Auf meine Familie und meine CI`s

Gibt es ein Geräusch, dass Du am liebsten niemals hören würdest oder gehört hast?

Unsere S-Bahnen „singen“ das mögen nicht einmal die Hunde

Was macht Dir an Deinem Ehrenamt besonders Spaß und warum?

Ich möchte das zurückgeben, was ich selbst bekommen habe. Beratung, Sicherheit, Vertrauen und Hilfe, Menschen zusammenbringen.

Was ist Dein nächstes Projekt?

Wir wünschen uns für unsere Gruppe eine FM-Anlage. Das versuche ich derzeit zu realisieren.

Wenn Du 3 Wünsche frei hättest, welche wären das?

Frieden für alle Menschen, Gesundheit und Glück

Hast Du noch eine Lebensweisheit für uns?

Im Grunde sind es doch Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben.

Selbsthilfegruppe für Hörgeschädigte und CI-Träger Wendland im Landkreis Lüchow-Dannenberg

Gemeinsam sind wir stärker!!!

Und genau das bemerken wir, seit der Gründung unserer Selbsthilfegruppe Ende des Jahres 2006 this site, immer wieder.

Mein Name ist Susanne Herms und mein 5. Hörsturz ließ mein linkes Ohr vollständig ertauben. Das rechte Ohr war sowieso schon von Geburt an taub und daher fand nun für mich die Kommunikation für ein halbes Jahr nur noch schriftlich statt.
An Informationen und Erfahrungen rund um das Cochlea-Implantat (CI) zu kommen, gestaltete sich 2004 noch nicht ganz so einfach wie heute. Es gab zwar schon das Internet aber noch nicht mit all den vielfältigen Möglichkeiten. Mühsam fand ich meine Informationen zusammen und entschied mich zu meiner ersten CI-Implantation im Jahre 2006. Zwei Jahre später habe ich mir sogar erfolgreich ein CI auf der 50 Jahre geburtstauben rechten Seite implantieren lassen.

Aus Dankbarkeit, dass mir durch meine beiden CI‘s wieder ein neues aktives Leben geschenkt wurde, entschloss ich mich dazu eine Selbsthilfegruppe zu gründen, in der jeder der möchte, locker und schnell an alle Informationen rund um die Cochlea-Implantation und das neue Hören danach, kommen kann.

Allein schon aus der geographischen Lage unseres Städtchen Lüchow heraus ist unsere Gruppe enorm wichtig, da alle großen CI Zentren mindestens zwei Autostunden von uns entfernt liegen, egal ob Berlin, Magdeburg, Braunschweig, Hannover oder Hamburg. Im Umkreis von ca. 100 km sind wir die einzige CI SHG die sich monatlich trifft und haben daher regen Zulauf ringsum. Einige Mitglieder fahren fast 100 km, um an der Gruppenstunde teilzunehmen.

In unserer SHG möchten wir Menschen aller Altersgruppen mit Höreinschränkungen, deren Angehörigen und allen Interessierten mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Denn Schwerhörigkeit trennt von den Menschen und macht

  • einsam
  • Angst vor Gesprächen
  • Angst vor Jobverlust
  •  depressiv
  •  mindert die Lebensqualität bis hin zum völligen Rückzug.

Das Geschenk wieder hören zu können ist so unfassbar groß. Wir sind dankbar dafür und es bewegt uns jeden Tag aufs Neue. Von diesem Glück möchten wir gerne etwas abgeben und anderen Menschen auch zu diesem Glück verhelfen. Wenn sich jemand dafür interessiert, was das Implantat in unserem Leben verändert hat und wie wir heute damit leben, dann sollte dieser Jemand sich nicht scheuen mit uns Kontakt aufzunehmen.

Unsere Selbsthilfegruppe besteht aus aktiven, engagierten und selbstverantwortlichen Mitgliedern. In unserer Gruppe

  • finden Menschen mit Hörbehinderung und deren Angehörige Unterstützung
  • tauschen wir unsere Erfahrungen aus
  • bekommen und geben Ratschläge
  • thematisieren wir Wünsche, Vorstellungen, Erwartungen und Ängste
  • erarbeiten wir Strategien für eine verbesserte Kommunikation im Alltag
  • erhalten wir Informationen über technische Neuerungen und Zusatzhilfsmittel
  • CI-Interessierte profitieren von den Erfahrungen der CI-Träger
  • Vermitteln wir Kontakte zu Betroffenen und Fachleuten

Eine barrierefreie Kommunikation ist durch Verwendung einer eigenen Ringschleife während der Gruppenstunde gewährleistet.
Die Teilnahme an unserer SHG ist selbstverständlich kostenfrei.

Die Selbsthilfegruppe Wendland trifft sich regelmäßig

am zweiten Montag im Monat

von April bis Oktober 17.00 Uhr von November bis März 15.00 Uhr

in den Räumen der Ev. Freikirchliche Gemeinde Glockenberg 6, 29439 Lüchow

Interessierte, Betroffene und Angehörige können gerne jederzeit telefonisch, per E-Mail oder per Fax mit uns in Kontakt treten oder einfach zu unserem nächsten Gruppentreffen kommen.

Susanne Herms
SHG Leiterin, Hörpatin Tel: 05841 6792
Fax: 05841 974434

info@shg-besser-hoeren.de

www.shg-besser-hoeren.de

Patricia Kallnich: Meine 1.Rede zum 14. CI Tag Juni 2019 in der Universität Göttingen

Guten Tag, meine Damen und Herren, mein  Name ist Patricia Kallinich , wohnhaft in Nörten- Hardenberg

Der Schriftsteller Gotthold Ephraim( gesprochen Efraim) Lessing hat einmal gesagt: „Ein unbekannter Freund ist auch ein Freund.“
Ich glaube, das können wir bestätigen.
Denn obwohl wir uns (leider)  nicht alle persönlich kennen, sind wir einander eng verbunden.

Umso schöner ist es, dass wir heute gemeinsam unseren 14. CI Tag hier in der Universitäts  Klinik Göttingen….begehen können!

Das bietet uns Gelegenheit einander kennen zu lernen und uns in entspannter Runde (von früher bis heute) auszutauschen.

Zu meiner Person möchte ich ein paar Informationen preisgeben.
Ich bin mit etwa 3 Wochen nach der Geburt rechts Taub und links schwerhörig geworden.
Mit 14 Jahren bekam ich auf der linken Seite ein Hörgerät, was im Laufe der Zeit etwa alle 6 bis 8 Jahre mit neuen Hörgeräten ersetzt wurde.
In dieser Zeit verschlechterte sich mein Gehör sehr stark bis es mit Hörgeräten nicht mehr ging.

Weg zum CI

2014 wurde ich auf die Innenohrsprechstunde hingewiesen und sollte mich dort vorstellen. Nach den Untersuchungen hier im Hause stellte man fest ich sei CI tauglich. Erstmal war ich geschockt, umgehend  googelte ich im Internet und holte mir viele Informationen.
Doch eins fehlte noch:  Erfahrungen mit anderen  CI Trägern.

Meine Audiologin konnte es mir ermöglichen , das ich einen von Ihren Patienten  sprechen durfte. Danach entschloss ich, mich im Dezember 2014 auf dem linken Ohr operieren zu lassen.
2016 erfolgte die zweite Op meines rechten tauben Ohres.

Insgesamt bin ich mit dem CI und dem Hören mit CI, jetzt sehr zufrieden – Rückblickend kann ich sagen, es war ein verdammt harter Weg.  Der Preis dafür war ganz truyen xxx xxxphim.org sicher höher  als nur die Summe, die die Krankenkasse bezahlen musste.
Nur – den zahlt der Implantierte – und nicht die Hörenden.

Die Definition des Erfolgs hängt wesentlich von den eigenen Erwartungen, vom Anspruchsdenken und nicht zuletzt von der eigenen Geduld ab.
Ich war ehrgeizig und fleißig mit Übungen in der Logopädie zu Hause am PC oder am Handy. Noch wichtiger war mein Mann, seine Stimme war mir sehr vertraut und die Hörübungen wurden leichter.
An dieser Stelle möchte ich meinen Mann für seine Zeit und die Unterstützung auf meiner Hörreise herzlich danken.

Mitstreiter finden

Im Laufe der Zeit fehlte mir irgendwas; der Austausch mit Gleichgesinnten.
Nach meiner Reha gefestigt und durch die Ermutigung, Unterstützung und Kontaktanbahnung meiner  Logopädin mit anderen CI-Patientin aus der Region konnte ich  zwei Mitstreiterinnen finden….
… gemeinsam haben wir am 08.April 2018  die SHG für Hörgeschädigte mit Hörgeräten und Cochleaimplantaten für Erwachsene-Hörfreunde in Nörten-Hardenberg gegründet.

Wir gehören z.Zt. noch dem Regionalverband Südniedersachsen ,Ge-hoer- Verein zur Förderung hörgeschädigter Kinder und Erwachsener Südniedersachsen e.V“. an.  Der Dachverband dazu ist die  DCIG (Deutsche Cochlea Implantat Gesellschaft e.V.) für uns CI-Träger, die sie sich für die Belange von Hörgeschädigten auf allen Ebenen einsetzt. (Krankenkassen, Politik, Bildung)

Folgen der verbesserten Früherkennung und Inklusion bei hörgeschädigten Kindern

Der Göttinger Verein, „ge-hoer- Verein zur Förderung hörgeschädigter Kinder und Erwachsener Südniedersachsen e.V“, dessen 1. Vorsitzende meine Logopädin Beate Tonn ist, wird sich zum Jahresende auflösen. Der Verein wurde 1978  von engagierten Eltern gegründet, die ihre hörgeschädigten Kinder wohnortnah betreut und beschult haben wollten.

Dank des Neugeborenhörscreenings und dem Wandel in der Behindertenpädagogik und -politik (Stichwort Inklusion) sind die Wege für hörgeschädigte Kinder geebnet. Der Verein ist dank dieser erfreulichen Entwicklung so in dieser Form nicht mehr notwendig.

Die Selbsthilfe jedoch ist weiterhin für alle Altersgruppen eine bereichernde Erfahrung. Angebote dazu finden Sie  in der Schnecke, der Mitgliederzeitschrift der DCIG.
Wir sind auf eine noch kleine lustige Gruppe von bis zu 9 Personen herangewachsen.

Selbsthilfegruppen

Sie werden sich fragen: Warum Selbsthilfe? Diese Frage habe ich mir auch gestellt.
Deshalb möchte ich Ihnen hier einen kleinen Einblick in die Arbeit unserer SHG geben und welche Bedeutung und Wirkung Selbsthilfe hat.
Selbsthilfe bedeutet:

  • Das wir unser  Schicksal selbst in die Hand und Eigenverantwortung über nehmen,
  • gemeinsam mit anderen betroffenen Hörgeschädigten und Angehörigen Probleme zu bewältigen und mit Rat und Tat beiseite zu stehen,
  • die praktischen Erfahrungen gleichfalls Betroffener (für sich) zu nutzen,
  • eine Ergänzung zu professionellen Hilfsangeboten,
  • Erfahrungen auszutauschen,
  • Betroffene bei der Entscheidungsfindung für eine Cochlearimplantation zu unterstützen,
  • Informationen und Austausch über Zubehör & Anwendungsmöglichkeiten,
  • Referate anzubieten,
  • Geselligkeit zu pflegen und
  • Öffentlichkeitsarbeit zu leisten

Unsere SHG ist offen und  freiwillig, die sich regelmäßig  alle vier Wochen trifft. Wir sind Experten in eigener Sache und bieten einen Austausch unter Gleichgesinnten, wo Angehörige oft überfordert sind.

Kommunikation ist das oberste Ziel

Selbsthilfegruppen sind kein Ersatz für Hilfen von medizinischen oder sozialen Einrichtungen. Sie können diese aber sehr gut ergänzen.
Unsere  Gruppeninhalte und Gesprächsthemen werden in der Gruppe streng vertraulich behandelt.

 

Zum Schluß etwas zum schmunzeln.

Auszug von Janosch aus einem seiner vielen Bücher:
„Ja, ja, sagte der kleine Tiger, unten gräbt der Bär und ich bin hier oben.
Wir suchen nämlich das größte Glück der Erde, weißt du?“

„Ach, das größte Glück der Erde“, rief der Maulwurf, „das kenne ich.

“Das ist nicht da unten. Das ist nämlich, wenn man gut hören kann. Ich kann gut hören.
Hört ihr den Zaunkönig, Freunde, wie er singt?

Ist das nicht schön,    ……..

was?“

Ich bedanke mich für ihre Aufmerksamkeit

CI-Biographie: Anette Spichala

Mein Name ist Anette Spichala, 67 Jahre alt, bin verheiratet und habe 2 erwachsene Kinder.
Seit dem 2. Lebensjahr bin ich durch Krankheit ertaubt. Erst mit Beginn der Einschulung in die Schule für Schwerhörige und Sprachkranke in Dortmund bekam ich mein erstes Hörgerät links. Später besuchte ich die Volksschule, dann eine Waldorfschule. Eine Ausbildung zur Bauzeichnerin war der nächste Schritt. Diesen Beruf übte ich bis zu meinem Ruhestand aus.

Mein Problem die ganzen Jahre war das Sprachverstehen, ich habe nur im Tieftonbereich etwas gehört und musste zum besseren Verstehen alles von den Lippen absehen. Was ich nicht hören und verstehen konnte, habe ich erlesen. Mit einem zweiten Hörgerät auf der rechten Seite habe ich es später versucht, aber es hatte keinen Erfolg. Im Laufe der letzten Jahre wurde das Hören immer schlechter.

Im März 2010 bekam ich mein erstes Cochlea-Implantat (CI) auf der rechten völlig tauben Seite. Es hat 18 Monate gedauert, bis ich den ersten Ton wahrgenommen habe! Das zweite CI ist links im März 2013 eingesetzt worden und nach der Anpassung konnte ich bald die ersten Töne wahrnehmen. Heute bin ich glücklich über die vielen Geräusche, die ich in meinem Leben noch nie gehört habe! Das Sprachverstehen kommt jetzt langsam mit viel Übung hinzu! Mit viel Geduld musste ich das Hören neu lernen und ich freue mich über jeden neuen kleinen Hörerfolg!

Die Aufgabe, Hörgeschädigten meine langjährigen Erfahrungen mit meiner an Taubheit grenzenden Innenohrschwerhörigkeit und als Cochlea-Implantat-Trägerin zu vermitteln, macht mir große Freude. Man lernt neue Menschen kennen und man lernt immer Neues dazu!

In Neustadt am Rübenberge in der Region Hannover habe ich im Mai 2017 eine Selbsthilfegruppe eingerichtet. Mehr dazu unter Neue Selbsthilfegruppe in Niedersachsen

Wenn Sie in der Umgebung von Neustadt am Rübenberge und Umgebung wohnen, kommen Sie vorbei! Wir freuen uns auf Sie!

Anette Spichala

Kontakt:

E-Mail: anette.spichala@gmx.de Mobil: (SMS) 0173 1655678

Mein Weg zum CI – Ulrich Stenzel

Mein Weg zum CI – Ulrich Stenzel

Wer lässt sich schon freiwillig den Kopf aufbohren, um eine Elektrode einpflanzen zu lassen? Inzwischen sind es viele, und täglich werden es mehr. 2009 gehörte ich zu jenen, die sich auf den OP-Tisch legten, um am linken Ohr ein CI implantieren zu lassen.

Vorausgegangen war eine recht normale Schwerhörigen-Laufbahn. 1963 wurde ich in Flensburg, der schönsten Stadt Deutschlands, geboren und dort aufgewachsen. Zuerst war ich so normal, wie ein kleiner Junge halt normal sein kann. Im dritten Lebensjahr aber fiel meinen Eltern auf, dass ich nicht mehr regelmäßig auf Zurufe reagierte, und  irgendwann gar nicht mehr. Was passiert ist, konnte man damals nicht sagen, und heute lässt sich die Ursache nicht mehr rekonstruieren. Jedenfalls begannen meine Eltern die berühmte Odyssee von einem Ohrenarzt zum anderen, bis einer die Schwerhörigkeit feststellte und uns nach Kiel zur HNO-Klinik schickte, um den Befund genauer abzuklären. Dort wurde ich nicht nur gründlich untersucht, sondern meine Mutter auch gleich informiert, wie sie das Hör- und Sprachtraining beginnen kann. Denn meine Sprache war auch mit fast einem Schlag weg. Als gelernte Pädagogin fand sie ihre Aufgabe.

Kindheit, Schule und Studium

Als ich also mein erstes Hörgerät bekam, das klassische Taschengerät mit Kabel zum Ohr, stürzte sie sich mit Hilfe ihrer Kenntnisse und der Literatur in die neue Aufgabe. Ich trug zunächst auf beiden Ohren ein Hörgerät, aber mit der Zeit stellte sich heraus, dass ich links mit dem Geräuschbrei nichts anzufangen wusste, und so ließ man das Hörgerät links weg. Schule in Schleswig bis zur Mittleren Reife, Abitur am Gymnasium im Heimatort Flensburg – klappte alles.

Für die Oberstufe bekam ich die Übertragungsanlage von Sennheiser – Mikroport, ohne die nichts gegangen wäre. Spät erst bekam ich ein HdO-Gerät. Auch hier probierten wir wieder mit einer beidohrigen Versorgung, aber links gewann ich nichts dazu, und so ließ ich es links liegen. Es folgten Studium in Berlin, Bergen (Norwegen), Kiel in den Fächern Ur- und Frühgeschichte, Nordistik und Geschichte, schließlich Abschluss mit Magister.
Als ich keine Arbeit fand, machte ich eine neue Ausbildung als Archivar und fand danach eine Anstellung in Kiel am Landeskirchlichen Archiv. Mittlerweile hatte ich eine liebe Frau und zwei tolle Töchter. Und alles lief zufriedenstellend mit dem Hören.

Langer Weg zum CI

Irgendwann aber begann es, dass die Geräuschkulisse um mich herum schneller zur Belastung wurde. Nun hatte ich inzwischen von CI gelesen und gehört, aber die Anwendung für mich ausgeschlossen. So schlecht höre ich ja nicht!
Doch als ich im Bekanntenkreis von der erfolgreichen Implantation des CI hörte und die Ergebnisse erkennen konnte, wurde ich nachdenklich. Würde es mir helfen, das Hören zu verbessern, die Anstrengungen zu verringern und die Lärmempfindlichkeit zu mindern? Wenn der Schall sich auf zwei Ohren verteilt, ist es vielleicht einfacher auszuhalten.
Doch ich zögerte. Ich hörte ja nicht schlecht genug, und dann das Risiko eingehen?
Doch nach zwei Jahren wurde ich nachdenklich. So stiefelte ich im Herbst 2008 in die Uniklinik, da wo ich 42 Jahre zuvor untersucht worden war.

Nach den üblichen Untersuchungen wollte man mich rechts implantieren. Nee, sagte ich, auf keinen Fall, nur links. Wenn es rechts schief geht, habe ich gar nichts mehr. Darauf ließ die Klinik sich ein und schickte mich nach Hause. ich solle jetzt überlegen, ob ich wolle, und einen OP-Termin vereinbaren. Ich war noch nicht einmal zuhause, da wusste ich schon, dass ich es machen lassen würde. Aus verschiedenen Gründen konnte die OP erst im Januar 2009 durchgeführt werden.

Und prompt meinten manche Menschen, ich verstünde sie besser. Auch ein Placebo-Effekt! Es folgte die Anpassung und eine Woche stationärer Aufenthalt in der HNO-Klinik. Es war bewegend, wieviel ich plötzlich wieder hören und verstehen konnte. Nach einigen Tagen konnte ich ganze Sätze verstehen!

Erfahrungen mit CI

Gleich anschließend ging es zur Anschlussheilbehandlung (AHB) nach Bad Nauheim. Dort behielt man mich bis nach Ostern, um mich nach allen Regeln der Kunst zu trainieren. Es war schier unvorstellbar, wie ich plötzlich leichter und mehr hörte und verstand.

Noch während des Aufenthaltes hatte ich einen Schwindelanfall für einen Tag, der aber vorüberging. Etwa ein Jahr später bekam ich wieder Schwindelattacken, und danach blieb eine Gleichgewichtsstörung. Sie wirkt sich leider in viele Bereiche aus. Über Kopf gucken ist schwierig, bestimmte Sportarten sind tabu,  Aber Tischtennis geht noch. Ob diese Gleichgewichtsstörung eine Folge der OP ist, kann keiner sagen. Die Ärzte kennen bislang keine Spätfolge dieser Art bei einer Ohr-OP.

Mittlerweile höre ich vieles und oft nur mit dem CI, weil es angenehmer klingt. Ich musste schon zweimal ein neues Hörgerät holen, weil der Unterschied zwischen dem CI links und dem Hörgerät rechts zu groß wurde. Ich werde aber rechts noch nicht implantieren lassen, weil ich mit dem Hörgerät noch viel höre und die Musik besser wahrnehmen kann.

Trotz der Gleichgewichtsstörung, die wohl durch das CI ausgelöst wurde, gehöre auch ich zu den Menschen, die dennoch diese OP immer wieder machen würden. Das Leben ist viel entspannter geworden. Ich hatte von Anfang das Gefühl, nicht nur mehr, sondern auch klarer zu hören. Die Geräusche klingen für mich runder, voller. Ich habe den Eindruck, dass mein Hören sich sehr stark dem Hören der Normalhörenden angenähert hat.

Das ist doch eine Menge, oder?

Ulrich Stenzel, Kiel

Kommunikative Pannen zwischen Gehörlosen, Schwerhörigen, Ertaubten und Hörenden

Was Sie daraus für Ihre eigene Kommunikation lernen können

Autorin: Judith Harter

Die Autorin Judith Harter, selbst gehörlos und Mitinhaberin einer Lippenleser-Agentur, hat Texte von 15 hörgeschädigten Bloggern zusammengetragen. Diese kleinen Erzählungen sind kurz und sehr unterschiedlich. Sie berichten von alltäglichen „Kommunikationspannen“, aber es sind auch besondere Erlebnisse dabei.

Die Kurzgeschichten zeigen u.a. dass Missverständnisse unerfreulich und peinlich sein können, es aber das Eis bricht wenn man nach Aufklärung darüber gemeinsam lachen kann. Dass ein dem Dozenten angestecktes Minimikrophon einen zum Spion machen kann. Dass von den Lippen absehen können bei hohem Lärmpegel große Vorteile hat. Dass man Hörgeräte nicht beim Rasenmähen verlieren sollte. Sie erzählen davon was ein Blitzlichtweckeralarm mit einem Gut- Hörenden machen kann. Dass man sich als Hörgeschädigter bei der Arbeitssuche durch gut gemeinte Fehleinschätzung auch mal in einer Werkstatt für Behinderte wiederfinden kann. Und wie man im höflich-ruhigen Japan bei einer Busfahrt durch ein laut geführtes Gespräch mit einem schwerhörigen Einheimischen Freunde gewinnt.

Nicht zuletzt ergab sich für die einzige Co-Autorin mit CI bei der Lieferung eines Zubehörpaketes ein spontanes Beratungsgespräch mit dem DHL-Boten.

Mein ganz persönliches Fazit: Manches kommt mir als CI-Trägerin bekannt vor, anderes bleibt mir fremd. Das liegt möglicherweise an der Auswahl der Texter, die überwiegend gehörlos und nicht nur in der Lautsprache sondern auch in der Gebärdensprache zu Hause sind. Die Herausforderungen die die Autoren in ihren Texten meistern müssen spiegeln deshalb die Unterschiedlichkeit ( nicht nur im Kommunizieren ) von uns Hörgeschädigten wieder. Darum wird sich sicherlich jeder in mindestens einer der geschilderten Situationen wiedererkennen.

Im Sinne der dritten Titelzeile nehme ich mit dass es manches leichter macht wenn man über sich selbst lachen kann. Und dass es immer gut ist einander zuzuhören und voneinander zu lernen und dabei auch mal über den eigenen „Tellerrand“ schaut.

Das Buch kostet ca. 7,50€, ich konnte es nur über Amazon bestellen.

Christine Oldenburg

Anmerkung: Im Buch wird das Büchlein „Der weiße Neger Wumbaba“ kurz vorgestellt, zum Thema „falsch Verstehen“. Dazu mein zweiter Newsletterbeitrag.

Interview mit Norma Gänger (Beisitzerin)

Ein paar Eckdaten zu deiner Person:

Wahlheimat und Wohnort: Bremen
Beruf: Personalcontrolling im öffentlichen Dienst der Freien Hansestadt Bremen
Hörstatus: Glücklich mit zwei CIs.

Ehrenämter:

  • Leitung von Deaf Ohr Alive Bremen (Veranstaltungen für junge, hörgeschädigte Erwachsene in Bremen und umzu)
  • Beisitzerin im Vorstand des CIVN
  • CI Scout (EU-Projekt der DCIG)

Hobbys: Tennis, Joggen, Lesen, Reisen, Bloggen

Wenn du eine berühmte Persönlichkeit treffen dürftest, wer wäre es und warum?

Ich hätte absolut nichts dagegen, den sympathischen Tennisprofi Novak Đoković persönlich kennenzulernen und vielleicht sogar ein Mixed mit ihm zu spielen.

Wenn du eine Sache auf der Welt verändern dürftest, was wäre das und warum?

Die Woche sollte aus 4 Arbeits- und 3 Wochenendtagen bestehen.

Auf was könntest du in deinem Leben nicht verzichten?

Auf Sport. Er macht den Kopf frei und den Körper leicht. Mit einer gewissen Fitness lässt sich der Alltag viel besser bewältigen.

Gibt es ein Geräusch das du am liebsten niemals hören würdest oder gehört hast?

Manchmal nerven mich unangenehme Geräusche (z. B. Schmatzen beim Essen), aber gleichzeitig denke ich auch, dass sie etwas ganz normales sind und ich dafür dankbar sein kann, diese überhaupt zu hören. Mehr oder weniger jedenfalls.

Was macht dir an deinem Ehrenamt besonders Spaß und warum?

Die Junge Selbsthilfe der DCIG hat mir sehr viel gegeben: Wunderbare neue Freunde und mehr Selbstbewusstsein für alle möglichen Lebenssituationen. Hierfür möchte ich mich revanchieren, indem ich mich selber für andere stark mache. Außerdem ist es eine schöne Bestätigung, wenn sich über von mir organisierte Treffen junge Erwachsene ganz entspannt austauschen, dabei viel lachen und gar selber neue Freundschaften schließen. Das motiviert mich weiterzumachen.

Was ist dein nächstes Projekt?

Zurzeit befinde ich mich in einer dreijährigen, berufsbegleitenden Fortbildung zur Verwaltungsfachwirtin. Nach Abschluss dieser werde ich mich wieder mehr meinen Reisezielen und sportlichen Herausforderungen widmen. Zudem will ich mich dann verstärkt in der Jungen Selbsthilfe einbringen.

Hast du noch eine Lebensweisheit für uns?

Mal auf Reisen gesehen und ging mir nicht mehr aus dem Kopf: Verändere die Welt mit deinem Lächeln und lass nicht die Welt dein Lächeln verändern.